Im Hafen von Mindelo steht fast ständig ein starker Schwell, der gemeinsam mit den zeitweise recht heftigen Böen zu nervigen Schiffsbewegungen am Steg führt. Die Entscheidung abzulegen fällt deshalb nicht schwer und so richteten wir unseren Blick verstärkt auf den Wetterbericht. Nach einigen Tagen „warten“ erscheinen dann am Ende des Vorhersagezeitraumes einige Tage mit weniger Wind. Den ersten dieser Tage wollen wir noch verstreichen lassen, damit sich der Schwell noch etwas beruhigt, und am zweiten Tag soll's dann losgehen, Dienstag, 24 Februar 2015.
Wir sind natürlich mächtig aufgeregt
– unsere erste Atlantiküberquerung steht an – und so merken wir
kaum, dass der Wetterbericht irrt. Einige Böen und die dazugehörigen
Wellen halten wir für lokale Erscheinungen und so legen wir trotzdem
ab, nach einem, wegen des Windes nicht ganz einfachen Besuchs bei der
Tankstelle.
Schon einige Seemeilen nach der
Hafenausfahrt nimmt der Wind und der Seegang weiter zu und wir finden
uns mal wieder unter Bedingungen wieder, die wir so gar nicht mögen:
Wind bis 40 Knoten und mehrere Meter hoher Seegang, recht chaotisch,
da Windwelle und alter Schwell aus unterschiedlichen Richtungen
kommen. Wir durchsegeln die Nacht unter einem kleinen ausgebaumten
Fetzen Vorsegel auf Raumschotskurs und erst am nächsten Tag lässt
der Wind langsam nach und erinnert sich daran, dass er eigentlich ein
zahmer Passatwind ist. Der Seegang bleibt uns noch etwas länger
erhalten und sorgt dafür, dass Vitania immer wieder von heftigen
Brechern durchgeschüttelt wird und so peu à peu die neue blaue
Farbe am Rumpf wieder verliert.
ausgebaumte Genua |
Die Umstände normalisieren sich so
allmählich, und so kehrt ein wenig Routine ein. Wir lernen immer
besser, mit unserer Windfahne umzugehen, machen meist nur mit dem
Vorsegel um die 5 Knoten Fahrt und schippern unter unspektakulären
Bedingungen Richtung Äquator, nur das ständige Geschaukel zerrt
beständig an unseren Nerven... .Der Schiffsverkehr ist nur sehr
schwach: wir sehen nur gelegentlich das AIS-Signal eines
Berufsschiffes in 20,30 oder mehr Seemeilen Entfernung und so leisten
wir uns beide, des nachts ein Auge zuzumachen. Wir nähern uns den
Kalmen und laufen nun unter Motor einige Tage weiter Kurs Süd.
Seegrasfelder auf dem Atlantik |
Der
erhoffte frische Fisch zur Ergänzung unseres Speisezettels ist uns
leider nicht gegönnt: riesige Seegrasfelder sorgen dafür, dass der
Angelköder sich schon nach wenigen Minuten nicht mehr frei bewegt
und deshalb auch keinen Fisch zum Anbiss verleitet. Nicht so schlimm,
wir haben reichlich einkauft und wundern uns immer wieder, wie wenig
wir eigentlich essen.
00° Süd oder Nord ? |
Äquatortaufe |
Wir queren den Äquator bei 29,5 °
West, nicht ohne die obligatorische Seewasserdusche für die Crew,
und versuchen nun, Richtung Recife, Brasilien, zu segeln. Leider –
oder wie sich später herausstellt Gott sei Dank (der Hafen wäre
eine schlechte Wahl gewesen)- können wir den Kurs nicht fahren: der
Südostpassat kommt derzeit mehr aus Süd und für uns direkt
gegenan. Als Alternative bleibt Joao Pessoa mit dem Hafen in Jacarè.
Nach einem langen Tag Motorfahrt gegen Wind und vor allem gegen Welle
können wir nach 16 Tagen auf See und 1610 sm in der Mündung des Rio
Paraiba unseren (neuen) Anker fallen lassen. Er fasst gleich beim
ersten Versuch und wir genießen einen herrlichen Abend bei Wein und
gutem Essen in einer für uns derzeit fremd aber atemberaubend schön
anmutenden Landschaft. Geschafft !!!
erster Ankerplatz in Brasilien |