Sonntag, 23. September 2018

Segeln von Bali bis fast nach Singapur

Am 20.September sind wir in Nongsa Point Marina, südlich von Singapur auf der Insel Batam in Indonesien, angekommen, ein Donnerstag. Seitdem erholen wir uns von dieser Katastrophenfahrt von Bali Marina hierher. Es sind knapp 1000sm also nur etwa zehn Tage, aber ständig störte etwas an der gemütlichen Segelei. Das ganze fing damit an, dass der Steg an dem wir in Bali Marina festgezurrt waren, abbrach. Nun muss man dazu sagen, dass die Stegkonstruktionen dieser Marina sowieso nicht besonders vertrauenswürdig sind, und durch die Baggerarbeiten im Hafengelände wohl zusätzlich soviel Druck auf den Holzsteg ausgeübt wurde, dass er nicht mehr hielt. Aufgeregt liefen auf einmal am Samstagmorgen, es war der 8.Sept., mehrere Marinangestellte auf dem Steggelände herum und hantierten mit unseren Leinen. Wir sollten uns in eine Ecke der Marina verlegen, an einen anderen Steg. Aber da wollten wir mit unserem manövierbehinderten Stahlbomber ohne Bugstrahl nicht hin. Kurzerhand legten wir deshalb gleich ganz ab obwohl das eigentlich erst für den nächsten Tag, Sonntag, vorgesehen war. Leider war es jetzt schon halb elf und die Aktivitäten im Hafenbereich voll im Gange. Ein großes Baggerschiff (aus Holland) arbeitete im Fahrrinnenbereich und an der Ausfahrt tummelten sich kleine Fahrzeuge die jauchend jubelnde Touristen an Fallschirmen und „Bootsschlitten“ über das Wasser zogen.



Endlich draußen erwartete uns eine ruhige See und wir schipperten weiter die Ostseite Balis entlang. Dabei ärgerten uns Strömungen und Eddies, und um schneller voranzukommen ließen wir den Motor mitlaufen. Der versagte dann auf einmal seinen Dienst. Die Spritzufuhr war unterbrochen, weil vom Tagestank ein Schlauch abgerutscht war. Die Schelle, die den Schlauch hält, war schnell wieder befestigt. Danach musste noch entlüftet werden. Jochen pumpte und pumpte und schließlich konnte der Motor wieder gestartet werden. Lange brauchten wir den Motor nicht mehr, unter Genua ging es gut voran, nachdem die Ostspitze Balis passiert war. Dann geschah das nächste Malheur: der elektrische Autopilot wollte nicht mehr arbeiten. Als Fehler mutmaßten wir, dass wir wohl die Steckverbindung, die ihn mit Strom versorgt nicht richtig draufgesteckt hatten,- in Bali hatten wir ihn mal auseinander genommen. Alles nicht so schlimm, wir haben ja unsere Windfahne und mit der segelten wir jetzt weiter.
 
Die Windfahne ist fast immer im Einsatz

Am nächsten Tag segelten wir zwischen den Inseln Kangean und Karang Takat hindurch und waren jetzt auf der Java-See, freie Fahrt bis zur Insel Belitung. Die nächste Nacht brach an und dann war er auf einmal da, der Horror der Meere –Fischer!!! Nicht nur ein paar, nein Dutzende, wir vermuten sogar Hunderte Fischerboote leuchteten auf einmal um uns herum. Das Radar quoll über vor schwarzen Punkten. AIS-Signale zeigen diese Boote nicht, obwohl sie eine Größe haben, die dies durchaus sinnvoll erscheinen ließe. Schlangenlinie, Zickzack fuhren wir durch dieses Fischer-Bootsmeer hindurch. Gegen morgen war der Spuk verschwunden, kehrte aber in der Nacht zurück. Vier Nächte ging es so, bis wir vor der Insel Belitung angekommen waren.
 
Auch tagsüber ließen sich einige Fischerboote sehen

Durch die Meerenge zwischen Belitung und Bangka wollten wir bei Tageslicht segeln und ankerten deshalb vor der kleinen Insel Pulau Seliu an der Westseite von Belitung. Hier konnten wir auch den elektrischen Autopiloten reparieren, es war tatsächlich nur die Steckverbindung, die nicht richtig draufsteckte. Ein neues Problem gab es dann mit dem Watermaker. Wir wechselten nur den Filter, aber nach dem Wiedereinschalten arbeitete der Watermaker nicht mehr einwandfrei: er zog Luft durch ein Ventil. Damit wollten wir uns aber nicht auch noch jetzt beschäftigen, sondern erst später in der Marina. Schließlich reichte das Wasser noch lange. Drei Tage/Nächte blieben wir auf dem schönen Ankerplatz und erholten uns von den nächtlichen Fischerattacken.
 

Kleinere Fischerboote am Ankerplatz



Am Montag (jetzt der 17.Sept.) ging es durch die Meerenge hindurch und weiter Richtung Norden. Bis zur Nongsa Point Marina auf Batam waren es noch etwa 300sm. Nächtliche Fischer gab es nicht mehr und die nächsten zwei Nächte waren relativ ruhig.
 
Wir verlassen den Ankerplatz am frühen Morgen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Nongsa Point Marina liegt am Nordost-Zipfel der Insel Batam, gegenüber von Singapur. Eine enge Wasserstraße führt von Süden kommend durch die schöne Inselwelt der Riau-Gruppe bis zur Marina. Leider kamen wir doch noch im Dunkeln an der Einfahrt der Meerenge an und hangelten uns anfangs vorsichtig an den großen Pötten vorbei, die uns entgegenkamen. Die etwa 40sm würden wir gut schaffen und noch bei Tageslicht in der Marina ankommen,- dachten wir. Die Strömung setzte uns dann aber doch zu, mit etwa 3kn strömte es gegenan und wir kamen nur sehr langsam vorwärts.
 
Im Morgengrauen
Sieht aus wie Bohrinseln. Am Eingang zur Meerenge Selat Riau
 
 
Schnellfähren, große Pötte und viel Strömung
Der Funkverkehr auf Kanal 16 ist hier unbeschreiblich. Kaum einer wechselt den Kanal, ständig wird gequatscht. Segeltechnisch ist die ganze Fahrt von Bali bis Nongsa Point überhaupt kein Problem, aber das Gequatsche vor allem hier kurz vor Singapur auf Kanal 16 hat dann auch noch unserem AIS-Empfänger den Garaus gemacht. Funk und AIS-Signal werden über dieselbe Antenne empfangen und ein Relais schaltet in dem AIS-Empfänger entsprechend hin und her, wobei der Funkverkehr Vorrang hat. Der übermäßige Gebrauch von Kanal 16 hatte wohl zur Folge, dass das Relais im Gerät überbeansprucht wurde und jetzt nicht mehr schaltet. Neben dem (nur) AIS-Empfänger haben wir noch ein zweites Gerät an Bord (Sender und Empfänger) mit separater Antenne auf dem Geräteträger und haben jetzt dessen Signal auf unseren Plotter geschaltet, damit wir weiterhin die AIS-Signale der Schiffe um uns herum auf der Karte sehen können. Das war nun hoffentlich das letzte Teil, das während dieser Fahrt kaputt gegangen ist. Der Watermaker arbeitet übrigens wieder einwandfrei und surrt vor sich hin.

Nun liegen wir seit Donnerstagnachmittag (20.Sept.) in der Nongsa Point Marina nebst Resort. Sie liegt sehr schön und ruhig, ist aber leider etwas weiter weg von allem Anderen. Immerhin haben wir endlich wieder Internet.
 
 
 
 
 
 
Mit einem Shuttle kann man am Wochenende zu einer Mall einkaufen fahren (kostet 100000,- IDR -etwa 6,-Euro pro Person) oder man nimmt ein Taxi (etwa doppelt so teuer). Die Preise hier sind erheblich höher als in Bali, aber die Marina selbst preiswert. Wir bezahlen für unser Boot 3Mill. IDR pro Woche (etwa 180,-Euro), einschl. Shower, Pool und Waschmaschine (!). Man kann hier ausklarieren.
Übrigens sind wir wieder auf der Nordhalbkugel und haben es jetzt nicht mehr ganz so weit nach Europa.
 
 
 
Am Mittwoch, 19.Sept. um ziemlich genau 12.00 Uhr
lokaler Zeit war es soweit: wieder im Norden