Das
schöne Örtchen Townsville haben wir nur ungern verlassen. Hier hat
es uns bisher in Australien am besten gefallen: die Menschen, die
schöne Strandpromenade, die alten historischen Gebäude und die
vielen gemütlichen Cafés und Kneipen im Ort...
Von
Townsville aus sind es etwa 170sm bis Cairns, eine Distanz, die bei
unserer Durchschnittsgeschwindigkeit zwei Nachtfahrten bedeutet.
Gemütlicher wäre nur eine Nacht, und deshalb suchten wir nach einem
Ankerplatz in geeigneter Entfernung. Den fanden wir vor der Insel
Orpheus, etwa fünfzig Seemeilen von Townsville entfernt. Bei gutem
Wind kamen wir raumschots unter Genua schnell voran; auch der Seegang
bremst hier zwischen Außenriff und Festland nicht so wie auf dem
freien Ozean. Gerade noch vor dem Dunkelwerden erreichten wir die
Little Pioneer Bay am nördlichen Zipfel der langgestreckten Insel.
Auf dem Weg hierher kommt man an mehreren Inseln und Inselchen
vorbei, gut geschützte Ankerplätze gibt es aber nicht viele. Meist
sind sie nur zum nachmittäglichen Schönwetterankern geeignet. Aber
dieser hier vor Orpheus Island ist gut.
Die Ankerbucht vor Orpheus-Island. Wir sind nicht allein. |
Anker auf geht ohne Probleme. Nicht verhakt in Korallen oder Gestein. |
Wir
blieben zwei Nächte, dann ging es weiter nach Norden Richtung
Cairns. Gleich nach dem Ankerauf- Manöver gibt es an Bord aber eine
unangenehme Überraschung- Toilettenverstopfung. Eimerbenutzung bis
Cairns wird von mir (Elke) verweigert, deshalb macht sich Jochen
obwohl wir auf See sind an die Arbeit- eine seiner
Lieblingsbeschäftigungen...
Fertig. Toilette funktioniert wieder. |
Nach
durchsegelter Nacht unter Genua mit Motorunterstützung kamen wir
frühmorgens vor Cairns an. Es war noch dunkel und deshalb wollten
wir eigentlich vor der betonnten Fahrrinne am Cape Grafton ankern.
Aber dort fegten heftige Fallböen über den Ankerplatz, weshalb wir
uns dann zu einer Nachtansteuerung auf Cairns entschlossen. Mit sehr
langsamer Fahrt fuhren wir die betonnte Einfahrt entlang. Die
beleuchteten Tonnen sind sehr gut zu sehen, aber immer wieder fegten
heftige Böen über das Wasser.
Es
dämmerte als wir vor der Marina in Cairns ankamen, die gleich an der
Einfahrt der Bucht liegt. Direkt gegenüber ist der Ankerbereich in
dem viele Boote vor Anker liegen. Und weil die Marina in Cairns die
teuerste ist, die wir bisher auf unserer Fahrt erlebt haben (61,19
AUS$ -etwa 40,-Euro pro Nacht) fuhren auch wir zum Ankern.
Blick vom Ankerplatz auf die Marina |
Vor Anker. Mangroven auf dieser Seite der Bucht. |
Vor
Anker erholten wir uns von der Nachtfahrt und Jochen von seinem
Reparatureinsatz. Erst am nächsten Morgen wollten wir per Beiboot in
die Marina und von dort in den Ort. Das wollte aber unser Außenborder
offensichtlich nicht!! Er versagte den Dienst und ließ sich auch
nach längerem Bitten durch Jochens Reparaturbemühungen nicht davon
überzeugen zu starten. Also mussten wir doch in die Marina
reinfahren. Per Telefon erbaten wir einen Liegeplatz, der auch sofort
erteilt wurde und wir schipperten hinein.
Die Marina in Cairns ist
ganz anders als von uns erwartet. Alles ist auf den Massentourismus
mit Fahrten zum Barrier-Reef ausgelegt und für „normale“ Segler,
und vor allem Langfahrer, gibt es praktisch nichts.
Die Marina. Hinten rechts eines der großen Touristenboote. |
Im
ganzen Hafenbereich gibt es keinen Chandler, nur einen Laden, der
Karten verkauft, das ist alles. Jochen tippte sich die Finger wund,
um per Internet und Telefon eine Werkstatt zu finden, die unseren
Außenborder reparieren könnte. Derweil kaufte ich Lebensmittel ein,
denn wir hofften noch möglichst schnell wieder auf den Ankerplatz
fahren zu können. Den reparierten Außenborder hätten wir dann
wieder mit einem Tag in der Marina abholen können. Aber es kam alles
anders.
Die
anfangs angerufenen Werkstätten lehnten alle wegen
Arbeitsüberlastung eine Reparatur unseres Außenborders ab. Aber
dann fand Jochen doch eine, die den Motor gleich reparieren würde,
die aber wollte unbedingt, dass wir selbst den Außenborder dort
hinbringen. Leider ist die aber ca.11km entfernt, in dem Vorort
Edmonton. Also mussten wir entweder per Taxi oder per Leihwagen
dorthin. Bus wäre zu umständlich gewesen, allein schon wegen des
Gewichtes, das dann noch weit zu Tragen gewesen wäre. Die ganze
Telefoniererei hatte mit ständigem Rückrufen und wieder Warten so
lange gedauert, dass wir erst am nächsten Tag losmarschieren
konnten, um ein Auto zu mieten. Per Pedes klapperten wir mehrere
Autoverleiher ab. Was wir nicht wussten: es ist gerade Ferienzeit und
deshalb scheinbar kein Leihwagen zu bekommen, alles ausverkauft. Wir
wollten schon aufgeben, aber dann entdeckte Jochen einen Campervan-
Verleih. Von denen hatten wir auch einen Van in Neuseeland gemietet,
gut und günstig. Fragen kostet ja nichts, dachten wir, und
vielleicht hatten sie ja ein etwas kleineres Exemplar für drei Tage.
Und tatsächlich hatten sie eins. Das Vehikel war schon etwas älter
mit ausgeleiertem Getriebe, Schalten war etwas gewöhnungsbedürftig.
Aber immerhin hatten wir einen fahrbaren Untersatz.
Warten vor dem Office bis der Van übergabebereit ist. |
Eine
halbe Stunde später waren wir schon unterwegs mit dem Außenborder
zur Werkstatt. Es war Freitag und wir hofften, dass er spätestens am
Montag wieder einsatzfähig wäre. Der Mechaniker versprach, uns noch
am selben Tag anzurufen und zu berichten, was kaputt sei und wie
lange es dauern würde. Erschöpft an Bord zurück warteten wir.
Schon zwei Stunden später klingelte das Telefon: Außenborder kann
bis vier Uhr abgeholt werden, alles heil. Wir waren ganz verdutzt,
weil es auf einmal so schnell ging. Der Mechaniker führte uns den
Motor vor. Ohne Probleme ließ er sich starten und was daran nun
kaputt gewesen war konnte der Mann gar nicht genau sagen.
Vielleicht
war es doch der Kontakt für den Stoppschalter, den Jochen schon
vorher mit Sprühmittel bearbeitet hatte. Jedenfalls ist jetzt alles
wieder heil und wir fuhren mit unserem Außenborder zurück in die
Marina. Bloß haben wir jetzt noch weitere zwei Tage ein Auto.