Wir sind
Linehandler ! - Also eigentlich nur einer, weil nur noch einer
gebraucht wurde -und das kam so: Eine Benneteau mit vier
Neuseeländern an Bord (alles Männer) kam hier am Samstag vor einer
Woche angesegelt. Das Boot hat einer von ihnen in den USA gekauft und
jetzt sind sie auf dem Weg nach Hause. Sie erzählten uns schöne
Dinge über die mittelamerikanische Ostküste und sind in Panama in
Bocas del Toro schon einklariert. In nur einer Woche hatten sie
mithilfe eines inoffiziellen Agenten alles für die Kanalpassage
vorbereitet. Es fehlte nur ein Linehandler, den sie nicht extra
offiziell anmieten wollten -ist natürlich teurer als wenn ein
anderer Segler hilft. Kurzum: sie fragten uns ob wir helfen, und wir
durften beide an Bord.
Segler starten fast immer abends durch die
Gatun-Schleusen, gehen dann danach auf dem Gatun-See an eine große
Mooring-Boje oder vor Anker und fahren am nächsten Tag den Rest der
Strecke.
Auf den
„Flats“ warteten wir zusammen mit einem anderen Boot auf die
jeweiligen Advisor (die Lotsen). Die kamen per Pilotboot um halb
sechs.
Von den "Flats" aus geht es zur ersten der Gatun-Schleusen. Es wird schon dunkel. |
Das andere, sehr viel kleinere Boot sollte längsseits an
„unserem“ geschleust werden und brauchte die eigenen Leinen und
Linehandler nicht. -Trotzdem muss jeder Segler alles vorhalten: 4
Leinen über 30 Meter lang und 22 mm im Durchmesser, 4 Linehandler
und genügend Fender (die meisten leihen sich zusätzlich mit Plastik
umhüllte Reifen). Alle an Bord halfen mit unseren „Partner“ vor
den Schleusen sorgfältig mit uns zu verbinden. Alles geht sehr ruhig
und die Advisor machen keinen Stress. Auf ging es in die erste
Schleuse.
Das kleinere Boot geht an Backbord längsseits. |
Von oben werden „Affenfäuste“ -Monkeyfists- geworfen
und die langen Leinen, vorbereitet mit einem großen "Auge", daran befestigt. Vier Kanalarbeiter ziehen die
Leinen nach oben und legen sie um einen Poller. Die Linehandler haben
dann die Aufgabe alles möglichst in der Mitte zu halten.
Die Bilder sind schon vom nächsten Tag. In den Gatun-Schleusen war es zu dunkel:
Vor uns
liegt ein großer Pott in der Schleuse, der jedesmal seine Schraube
anwirft, wenn es in die nächste Schleuse geht. Die „Großen“
werden von Trossen gehalten, die mit Elektro-Lokomotiven (so erzählte
es uns der Advisor) verbunden sind. Die Loks fahren zur nächsten
Schleuse mit den großen Schiffen mit,- „unsere“ Leinen werden
von vier Kanalarbeitern an den Affenfaust-Leinen etwas
heruntergelassen und dann gehen sie oben neben uns her in die nächste
Schleuse: -Alle wieder über den Poller, Linehandler halten wieder
alles möglichst stramm -und so werden wir durch die drei
Gatun-Schleusen angehoben, auf Gatun-See- Höhe. Dabei achtet der
Advisor immer darauf, dass auch alles gut läuft. Er sagt ob mehr
Leine herausgelassen oder ob dicht geholt werden soll („give line“
oder „pick line“). - Ist eigentlich ganz einfach. Nur: bloß
keine Leine ins Wasser fallen lassen !
Als wir die Schleusen hinter
uns haben ist es schon dunkel. Das Päckchen wird aufgelöst und die
Fahrt geht weiter zur Mooring-Boje. Die ist besetzt und wir müssen
ankern. Die Advisor werden wieder von einem Pilotboot abgeholt.
Das
war der erste Tag und wir können entspannen. Übrigens bekommt der
erste Advisor neben den Getränken nur einen „Snack“ und keine
vollständige Mahlzeit. Erst am nächsten Tag wird mehr gegessen.
Schon morgens um halb sieben wurde der neue Advisor von einem
Pilotboot übergesetzt. Los ging es über den Gatun-See, die roten
Tonnen immer an Steuerbord.
Unser „Partner“ war leider erheblich
langsamer als wir. Er hatte nur einen Außenborder, der sogar
geliehen war und der ständig muckte. Unser Skipper machte den
Vorschlag ihn zu schleppen; das wurde freundlich aber bestimmt vom
Advisor abgelehnt.
Morgens geht es los über den Gatun-See |
Es gibt viele kleine Inseln im See... |
... und viele abgestorbene Bäume. |
"Große" kommen uns oft entgegen. Manchmal werden sie von Schleppern begleitet. |
Im Gaillard-Cut. Im Hintergrund der "Titan", einer der stärksten Kräne die es gibt (soll aus Deutschland sein) |
Bauarbeiten im Gaillard-Cut. Wenn die neuen Schleusen in Betrieb sind muss es hier breiter sein. |
Wir motorten flott die Strecke zwischen den
Schleusen entlang und mussten am Ende auf den anderen kleineren
Segler warten. Vor der Schleuse Pedro Miguel wurde er wieder mit uns
verbunden.
Schleuse Pedro Miguel. Bevor wir geschleust werden kommt erst noch ein Großer nach "oben". |
Auf dem Weg nach „unten“ sollten wir nun zuerst in die
Schleuse einfahren, der große „Pott“ kam hinter uns. Zwischen
Pedro Miguel und den zwei
Miraflores-Schleusen blieben wir zusammengebunden, und so wurden wir
in den Pazifik geschleust. Runter ging nochmal viel einfacher als
rauf.
Hinter uns wird der große Frachter in die Schleuse bugsiert. |
Loks ziehen die Trossen mit denen die großen Pötte gehalten werden. |
Die Miraflores-Schleusen. Nur noch eine, dann sind wir durch. |
Die Schleusentore der vorletzten Schleuse. In Miraflores sind sie am größten. |
Angekommen im Pazifik fuhr der Skipper auf den sehr ruhigen
Ankerplatz „Las Brisas“; denn es gab keine Mooring-Boje mehr im
Balboa Yacht Club. Da es jetzt schon spät am Tag war durften wir
noch eine weitere Nacht an Bord verbringen.
Pazifik |
Erst am nächsten Morgen, Sonntag,
brachte man uns per Dinghy an Land. Schnell fanden wir ein Taxi, das
uns für 5 US$ zum Busbahnhof fuhr, der direkt neben der
Albrook-Mall liegt, wo mittwochs der Marina-Bus hält. Für nur 3,50
US$ fährt jede halbe Stunde ein Bus nach Colon, die Fahrzeit beträgt
etwa 1 ½ Stunden. Am dortigen Busbahnhof, wo wir uns keinesfalls
länger aufhalten wollten als nötig, fanden wir sehr schnell ein
Taxi, das uns zurück in die Shelter Bay-Marina brachte. Die Fahrt
kostet übrigens nicht mehr „nur“ 20 US$, wie von der Marina
verkündet, sondern mindestens 25 US$. In jedem Taxi, in das man
einsteigt, sollte man vorher den Preis aushandeln,- könnte sonst
ziemlich teuer werden.
Für uns waren diese zwei Tage die bisher
schönsten hier in Panama. Auf dem Boot der Neuseeländer fühlten
wir uns schnell fast wie Crew. Und die vier haben alles versucht,
uns davon zu überzeugen unbedingt nach Neuseeland zu kommen. Sie
haben uns herzlich eingeladen sie zu besuchen. Immerhin gehört einem
der vier eine Werft in Opua und einem anderen eine Segelschule gleich
gegenüber...