Montag, 30. Mai 2016

Panama - Linehandling


Wir sind Linehandler ! - Also eigentlich nur einer, weil nur noch einer gebraucht wurde -und das kam so: Eine Benneteau mit vier Neuseeländern an Bord (alles Männer) kam hier am Samstag vor einer Woche angesegelt. Das Boot hat einer von ihnen in den USA gekauft und jetzt sind sie auf dem Weg nach Hause. Sie erzählten uns schöne Dinge über die mittelamerikanische Ostküste und sind in Panama in Bocas del Toro schon einklariert. In nur einer Woche hatten sie mithilfe eines inoffiziellen Agenten alles für die Kanalpassage vorbereitet. Es fehlte nur ein Linehandler, den sie nicht extra offiziell anmieten wollten -ist natürlich teurer als wenn ein anderer Segler hilft. Kurzum: sie fragten uns ob wir helfen, und wir durften beide an Bord.
Segler starten fast immer abends durch die Gatun-Schleusen, gehen dann danach auf dem Gatun-See an eine große Mooring-Boje oder vor Anker und fahren am nächsten Tag den Rest der Strecke.
Auf den „Flats“ warteten wir zusammen mit einem anderen Boot auf die jeweiligen Advisor (die Lotsen). Die kamen per Pilotboot um halb sechs.
 
Von den "Flats" aus geht es zur ersten der Gatun-Schleusen. Es wird schon dunkel.
 
 
Das andere, sehr viel kleinere Boot sollte längsseits an „unserem“ geschleust werden und brauchte die eigenen Leinen und Linehandler nicht. -Trotzdem muss jeder Segler alles vorhalten: 4 Leinen über 30 Meter lang und 22 mm im Durchmesser, 4 Linehandler und genügend Fender (die meisten leihen sich zusätzlich mit Plastik umhüllte Reifen). Alle an Bord halfen mit unseren „Partner“ vor den Schleusen sorgfältig mit uns zu verbinden. Alles geht sehr ruhig und die Advisor machen keinen Stress. Auf ging es in die erste Schleuse.
 
Das kleinere Boot geht an Backbord längsseits.
 
 
Von oben werden „Affenfäuste“ -Monkeyfists- geworfen und die langen Leinen, vorbereitet mit einem großen "Auge", daran befestigt. Vier Kanalarbeiter ziehen die Leinen nach oben und legen sie um einen Poller. Die Linehandler haben dann die Aufgabe alles möglichst in der Mitte zu halten.
 
Die Bilder sind schon vom nächsten Tag. In den Gatun-Schleusen war es zu dunkel:
 

 
 
 
 
 
 
 
Vor uns liegt ein großer Pott in der Schleuse, der jedesmal seine Schraube anwirft, wenn es in die nächste Schleuse geht. Die „Großen“ werden von Trossen gehalten, die mit Elektro-Lokomotiven (so erzählte es uns der Advisor) verbunden sind. Die Loks fahren zur nächsten Schleuse mit den großen Schiffen mit,- „unsere“ Leinen werden von vier Kanalarbeitern an den Affenfaust-Leinen etwas heruntergelassen und dann gehen sie oben neben uns her in die nächste Schleuse: -Alle wieder über den Poller, Linehandler halten wieder alles möglichst stramm -und so werden wir durch die drei Gatun-Schleusen angehoben, auf Gatun-See- Höhe. Dabei achtet der Advisor immer darauf, dass auch alles gut läuft. Er sagt ob mehr Leine herausgelassen oder ob dicht geholt werden soll („give line“ oder „pick line“). - Ist eigentlich ganz einfach. Nur: bloß keine Leine ins Wasser fallen lassen !  
Als wir die Schleusen hinter uns haben ist es schon dunkel. Das Päckchen wird aufgelöst und die Fahrt geht weiter zur Mooring-Boje. Die ist besetzt und wir müssen ankern. Die Advisor werden wieder von einem Pilotboot abgeholt.
Das war der erste Tag und wir können entspannen. Übrigens bekommt der erste Advisor neben den Getränken nur einen „Snack“ und keine vollständige Mahlzeit. Erst am nächsten Tag wird mehr gegessen.
Schon morgens um halb sieben wurde der neue Advisor von einem Pilotboot übergesetzt. Los ging es über den Gatun-See, die roten Tonnen immer an Steuerbord.
 
 
 
Unser „Partner“ war leider erheblich langsamer als wir. Er hatte nur einen Außenborder, der sogar geliehen war und der ständig muckte. Unser Skipper machte den Vorschlag ihn zu schleppen; das wurde freundlich aber bestimmt vom Advisor abgelehnt.
 
Morgens geht es los über den Gatun-See
 
Es gibt viele kleine Inseln im See...
 
... und viele abgestorbene Bäume.
 
 "Große" kommen uns oft entgegen. Manchmal werden sie von Schleppern begleitet. 
 
Im Gaillard-Cut.
Im Hintergrund der "Titan", einer der stärksten Kräne die es gibt (soll aus Deutschland sein)




Bauarbeiten im Gaillard-Cut. Wenn die neuen Schleusen in Betrieb sind muss es hier breiter sein.
 
 
Wir motorten flott die Strecke zwischen den Schleusen entlang und mussten am Ende auf den anderen kleineren Segler warten. Vor der Schleuse Pedro Miguel wurde er wieder mit uns verbunden.
 
Schleuse Pedro Miguel. Bevor wir geschleust werden kommt erst noch ein Großer nach "oben".
 
 
Auf dem Weg nach „unten“ sollten wir nun zuerst in die Schleuse einfahren, der große „Pott“ kam hinter uns. Zwischen Pedro Miguel und den zwei Miraflores-Schleusen blieben wir zusammengebunden, und so wurden wir in den Pazifik geschleust. Runter ging nochmal viel einfacher als rauf.
 
Hinter uns wird der große Frachter in die Schleuse bugsiert.
 
Loks ziehen die Trossen mit denen die großen Pötte gehalten werden.
 
Die Miraflores-Schleusen. Nur noch eine, dann sind wir durch.
 
 
Die Schleusentore der vorletzten Schleuse. In Miraflores sind sie am größten.
 
 
Angekommen im Pazifik fuhr der Skipper auf den sehr ruhigen Ankerplatz „Las Brisas“; denn es gab keine Mooring-Boje mehr im Balboa Yacht Club. Da es jetzt schon spät am Tag war durften wir noch eine weitere Nacht an Bord verbringen.
 
Pazifik
 
 
 
Erst am nächsten Morgen, Sonntag, brachte man uns per Dinghy an Land. Schnell fanden wir ein Taxi, das uns für 5 US$ zum Busbahnhof fuhr, der direkt neben der Albrook-Mall liegt, wo mittwochs der Marina-Bus hält. Für nur 3,50 US$ fährt jede halbe Stunde ein Bus nach Colon, die Fahrzeit beträgt etwa 1 ½ Stunden. Am dortigen Busbahnhof, wo wir uns keinesfalls länger aufhalten wollten als nötig, fanden wir sehr schnell ein Taxi, das uns zurück in die Shelter Bay-Marina brachte. Die Fahrt kostet übrigens nicht mehr „nur“ 20 US$, wie von der Marina verkündet, sondern mindestens 25 US$. In jedem Taxi, in das man einsteigt, sollte man vorher den Preis aushandeln,- könnte sonst ziemlich teuer werden.
Für uns waren diese zwei Tage die bisher schönsten hier in Panama. Auf dem Boot der Neuseeländer fühlten wir uns schnell fast wie Crew. Und die vier haben alles versucht, uns davon zu überzeugen unbedingt nach Neuseeland zu kommen. Sie haben uns herzlich eingeladen sie zu besuchen. Immerhin gehört einem der vier eine Werft in Opua und einem anderen eine Segelschule gleich gegenüber...