Mittwoch, 11. März 2015

Atlantik

Cap Verden nach Brasilien  24.2. - 11.3. 2015

Im Hafen von Mindelo steht fast ständig ein starker Schwell, der gemeinsam mit den zeitweise recht heftigen Böen zu nervigen Schiffsbewegungen am Steg führt. Die Entscheidung abzulegen fällt deshalb nicht schwer und so richteten wir unseren Blick verstärkt auf den Wetterbericht. Nach einigen Tagen „warten“ erscheinen dann am Ende des Vorhersagezeitraumes einige Tage mit weniger Wind. Den ersten dieser Tage wollen wir noch verstreichen lassen, damit sich der Schwell noch etwas beruhigt, und am zweiten Tag soll's dann losgehen, Dienstag, 24 Februar  2015.

Wir sind natürlich mächtig aufgeregt – unsere erste Atlantiküberquerung steht an – und so merken wir kaum, dass der Wetterbericht irrt. Einige Böen und die dazugehörigen Wellen halten wir für lokale Erscheinungen und so legen wir trotzdem ab, nach einem, wegen des Windes nicht ganz einfachen Besuchs bei der Tankstelle.

Schon einige Seemeilen nach der Hafenausfahrt nimmt der Wind und der Seegang weiter zu und wir finden uns mal wieder unter Bedingungen wieder, die wir so gar nicht mögen: Wind bis 40 Knoten und mehrere Meter hoher Seegang, recht chaotisch, da Windwelle und alter Schwell aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Wir durchsegeln die Nacht unter einem kleinen ausgebaumten Fetzen Vorsegel auf Raumschotskurs und erst am nächsten Tag lässt der Wind langsam nach und erinnert sich daran, dass er eigentlich ein zahmer Passatwind ist. Der Seegang bleibt uns noch etwas länger erhalten und sorgt dafür, dass Vitania immer wieder von heftigen Brechern durchgeschüttelt wird und so peu à peu die neue blaue Farbe am Rumpf wieder verliert.
 
 


ausgebaumte Genua
 
 

Die Umstände normalisieren sich so allmählich, und so kehrt ein wenig Routine ein. Wir lernen immer besser, mit unserer Windfahne umzugehen, machen meist nur mit dem Vorsegel um die 5 Knoten Fahrt und schippern unter unspektakulären Bedingungen Richtung Äquator, nur das ständige Geschaukel zerrt beständig an unseren Nerven... .Der Schiffsverkehr ist nur sehr schwach: wir sehen nur gelegentlich das AIS-Signal eines Berufsschiffes in 20,30 oder mehr Seemeilen Entfernung und so leisten wir uns beide, des nachts ein Auge zuzumachen. Wir nähern uns den Kalmen und laufen nun unter Motor einige Tage weiter Kurs Süd.
Seegrasfelder auf dem Atlantik
 
 
 
 
 
 Der erhoffte frische Fisch zur Ergänzung unseres Speisezettels ist uns leider nicht gegönnt: riesige Seegrasfelder sorgen dafür, dass der Angelköder sich schon nach wenigen Minuten nicht mehr frei bewegt und deshalb auch keinen Fisch zum Anbiss verleitet. Nicht so schlimm, wir haben reichlich einkauft und wundern uns immer wieder, wie wenig wir eigentlich essen.

00° Süd oder Nord ?


Äquatortaufe


Wir queren den Äquator bei 29,5 ° West, nicht ohne die obligatorische Seewasserdusche für die Crew, und versuchen nun, Richtung Recife, Brasilien, zu segeln. Leider – oder wie sich später herausstellt Gott sei Dank (der Hafen wäre eine schlechte Wahl gewesen)- können wir den Kurs nicht fahren: der Südostpassat kommt derzeit mehr aus Süd und für uns direkt gegenan. Als Alternative bleibt Joao Pessoa mit dem Hafen in Jacarè. Nach einem langen Tag Motorfahrt gegen Wind und vor allem gegen Welle können wir nach 16 Tagen auf See und 1610 sm in der Mündung des Rio Paraiba unseren (neuen) Anker fallen lassen. Er fasst gleich beim ersten Versuch und wir genießen einen herrlichen Abend bei Wein und gutem Essen in einer für uns derzeit fremd aber atemberaubend schön anmutenden Landschaft. Geschafft !!!
 
 
erster Ankerplatz in Brasilien