Mittwoch, 9. August 2017

Raiatea- mit dem Auto unterwegs

 
Zwei ruhige Tage verbrachten wir in der Marina, die etwas abgelegen ca. vier Kilometer vom Hauptort Uturoa entfernt ist. Um mehr von der Insel zu sehen, wollten wir auch hier ein Auto mieten. In Richtung Uturoa gibt es mehrere Verleiher, auch am Flugplatz, der ungefähr auf der Hälfte zwischen Marina Apooiti und Uturoa liegt. Wir entschieden uns für den ersten Verleiher, nur zehn Minuten Fußweg von der Marina entfernt und gingen nicht bis zum Flugplatz. Ob es da einen günstigeren Preis für einen Leihwagen gibt, wagen wir zu bezweifeln. Wie auf Tahiti finden wir es ziemlich teuer. Für den nächsten Tag konnten wir eines der kleineren Autos bekommen, einen Twingo, für 6500 CPF (ca. 52Euro). So einen hatten wir bisher noch nie, und Jochen freute sich über die Wendigkeit des kleinen Gefährts, mit dem wir am Samstag über die Insel fuhren. Wie auf allen Inseln gibt es auch hier eine gut ausgebaute Küstenstraße. Es war nicht viel Verkehr und über Uturoa fuhren wir an der Ostseite Richtung Süden. Unser Ziel war die Hauptsehenswürdigkeit der Insel: das Marae von Taputapuatea, heiliges Zentrum der Maohi und Maori. Bevor wir dort waren ging es vorbei an der anderen Sehenswürdigkeit,- der Natur. Die ist hier ähnlich, wie auf den anderen gebirgigen Inseln und wir sind jedesmal fasziniert wie üppig und einfach hier alles wächst. Protzig stehen Bäume und Sträucher auch auf dem kleinsten Areal und ein schattiges Plätzchen gegen die heiße Sonne gibt es überall.

"Unser" kleines Auto für einen Tag.
Viel Vegetation. Uns gefällt auch die von Menschen gemachte
sehr schöne Bepflanzung der Straßenränder.

Dies ist wohl der höchste Berg mit 1017m, der Toomaru

 

 




 
 
 
Auf Raiatea gibt es den einzigen schiffbaren Fluss in Franz.Polynesien, den Faaroa, der an seiner Mündung eine große Bucht bildet. An den Ufern geht es sofort steil nach oben und man hat einen wunderbaren Blick auf den Fluss, die Lagune mit Riff und dem dahinter liegenden Pazifik. Leider ist in der Bucht der Zugang zum Wasser vom Land aus fast nicht möglich. Wir fanden nur eine einzige Stelle an der wir ans Ufer konnten und fühlten uns an Deutschland erinnert, wo auch der Zugang zum Wasser oft durch teure Grundstücke verwehrt ist.

Die Bucht an der Mündung des Faaroa.
 

Die Bucht mit Lagune, dem Riff und dahinter das offene Meer.

Fast jeder in den kleineren Orten, die es um die Insel verteilt am Küstenstreifen gibt, hat hier ein kleines Boot, um zum Fischen in die Lagune zu fahren oder entlegene Stellen am Ufer aufzusuchen. Die Insulaner haben eine eigene Art, ihr Boot abzustellen,- sehr wirksam gegen schnellen Bewuchs. Und viele, viele Kokospalmen gibt es hier, natürlich auch auf den anderen Inseln. Sie tragen ständig Früchte und aus Kopra, dem Inneren der reifen Kokosnus werden Seife, Öle und andere Kosmetika gemacht. Auf einer großen Fläche legt man das Kokosfleisch zum Trocknen aus,- bei Regen lässt sich das Ganze unter ein schützenden Dach schieben.





 


 
Bei Kilometer dreißig, -es wird immer vom Hauptort aus gerechnet-, haben wir das Marae von Taputapuatea erreicht und sind beeindruckt von der Größe der Anlage; es sollen drei Hektar sein. Auf dem Gelände stehen drei Marae,- es scheint, als wenn noch eines gerade von Archäologen ausgegraben wird. -Dies also ist das heilige Zentrum, das Zentrum eines sehr großen Areals des Pazifiks, der Kultur der Maohi und Maori. Das Gebiet wird auch als Octopus dargestellt mit Havai'i (=Raiatea) in der Mitte:
 
 
 

 
Eines der Marae auf dem sehr großen Gelände.
Aus dunklem Vulkangestein sind die Flächen und "Altarbereiche" der Marae gemacht.
 
Das Marae Hauviri. Der große Stein wurde benutzt als Thron und
als Messlatte für Krieger, die nur bei entsprechender Größe die Gemeinschaft nach außen 
 repräsentieren durften.
 
Dieses Marae liegt etwas abseits des Ufers der Lagune und soll für Pilger, Riten und 
Tanz des allgemeinen Volkes bestimmt gewesen sein.
 
Der Gott des Lebens und des Todes „Oro“ wurde hier verehrt, wohl auch andere Götter. Schon im Jahre 1000 n.Chr. wurde es eingerichtet und danach immer mehr erweitert. Neben Opfergaben an die Götter war es auch ein Platz, um sein Wissen weiterzugeben und mit anderen zu teilen, unter anderem über Ozeannavigation. Und um ein Marae auf einer der beteiligten anderen Inseln einzurichten, wurde ein „Stein“ aus Taputapuatea dorthin gebracht.  -Die Gemeinschaft zerbrach als während einer Zeremonie zwei der höchsten Priester getötet wurden. Erst 1995 (!) hat man versucht, diesen „Frevel“ wieder zu beheben,- so haben wir es zumindest gelesen.


Auf dem Gelände gibt es viele, viele Löcher auf die man nicht treten sollte weil ...

 
...diese niedlichen Tierchen darin wohnen.
Viel ließe sich über die "alte" Kultur berichten, die ja noch gar nicht so alt ist und scheinbar auch mancherorts weiterlebt. Erst vor 250Jahren kamen die Europäer und haben den Insulanern einen anderen Glauben gebracht. Auch deshalb sind viele der alten Kultstätten zerstört oder nur noch in Teilen vorhanden. Wir wollen kein Geschichtsbuch sein, diese Dinge lassen sich leicht im Internet finden und dort nachlesen.  -Nach Besichtigung dieses geschichtsträchtigen Ortes fuhren wir noch ein kurzes Stück weiter die Küste entlang in den Süden der Insel. Von dort führt eine gepflasterte Straße durch die "Berge" zurück zum Fluss Faaroa. Wieder an der großen Bucht des Flusses angekommen fuhren wir zurück nach Norden.

Der Berg Oropiro. Die Spitzen sind oft in Wolken gehüllt.

Es war jetzt erst kurz nach Mittag und wir wollten noch in Uturoa einkaufen,- und eine Pause wäre auch nicht schlecht. Den Einkaufszettel mit der Liste der Sachen, die wir noch für unsere Weiterfahrt brauchten hatten wir dabei und auf ging es in die Supermärkte Liaut und Champion. Der Kofferraum war danach ziemlich voll, Proviant für zwei Wochen für den Weg nach Tonga. Schon morgen wollten wir nach Bora Bora und nach kurzem Stopp gleich weiter. Doch es sollte anders kommen,- nur wussten wir das zu dem Zeitpunkt noch nicht, waren guter Dinge und freuten uns auf die Weiterfahrt.

Unseren Einkauf brachten wir erst an Bord, bevor wir noch einen kurzen Trip an die Westseite der Insel machten. Hier gibt es einige kleine Orte, ein paar kleine Hotels und viel Natur. Am späten Nachmittag waren wir wieder in der Marina Apooiti und hatten einen gemütlichen Abend an Bord eines befreundeten Bootes.

Bora Bora, schemenhaft im Dunst.