Samstag, 7. Juli 2018

Von Townsville nach Cairns


Das schöne Örtchen Townsville haben wir nur ungern verlassen. Hier hat es uns bisher in Australien am besten gefallen: die Menschen, die schöne Strandpromenade, die alten historischen Gebäude und die vielen gemütlichen Cafés und Kneipen im Ort...



 

Von Townsville aus sind es etwa 170sm bis Cairns, eine Distanz, die bei unserer Durchschnittsgeschwindigkeit zwei Nachtfahrten bedeutet. Gemütlicher wäre nur eine Nacht, und deshalb suchten wir nach einem Ankerplatz in geeigneter Entfernung. Den fanden wir vor der Insel Orpheus, etwa fünfzig Seemeilen von Townsville entfernt. Bei gutem Wind kamen wir raumschots unter Genua schnell voran; auch der Seegang bremst hier zwischen Außenriff und Festland nicht so wie auf dem freien Ozean. Gerade noch vor dem Dunkelwerden erreichten wir die Little Pioneer Bay am nördlichen Zipfel der langgestreckten Insel. Auf dem Weg hierher kommt man an mehreren Inseln und Inselchen vorbei, gut geschützte Ankerplätze gibt es aber nicht viele. Meist sind sie nur zum nachmittäglichen Schönwetterankern geeignet. Aber dieser hier vor Orpheus Island ist gut.




 




 
 
 

Die Ankerbucht vor Orpheus-Island. Wir sind nicht allein.

Anker auf geht ohne Probleme. Nicht verhakt in Korallen oder Gestein.

Wir blieben zwei Nächte, dann ging es weiter nach Norden Richtung Cairns. Gleich nach dem Ankerauf- Manöver gibt es an Bord aber eine unangenehme Überraschung- Toilettenverstopfung. Eimerbenutzung bis Cairns wird von mir (Elke) verweigert, deshalb macht sich Jochen obwohl wir auf See sind an die Arbeit- eine seiner Lieblingsbeschäftigungen...

 
Es stellt sich heraus, dass der Schlauch zum Fäkalientank verstopft ist (bei uns wird alles immer erst in den Tank gepumpt). Also: Schlauch ausbauen und durchstopfen- keine angenehme Arbeit, schon gar nicht bei Seegang. Der ist hier innerhalb des Riffs zum Glück nur sehr mäßig. Jochen ist erfolgreich und kann nach „nur“ etwa drei Stunden Arbeit alles wieder zusammenbauen. Die Toilettenspülung funktioniert wieder, hurra!! Die Arbeitsklamotte ist waschmaschinenreif und die Jeans war sowieso schon „over-used“ und für den Müll gedacht. Die nächsten Tage gab`s dann noch reichlich Muskelkater und blaue Flecken, aber: immerhin kam kein Eimer als Toilettenersatz zum Einsatz.

 
 
 
 
 
 
Fertig. Toilette funktioniert wieder.
 
 
Nach durchsegelter Nacht unter Genua mit Motorunterstützung kamen wir frühmorgens vor Cairns an. Es war noch dunkel und deshalb wollten wir eigentlich vor der betonnten Fahrrinne am Cape Grafton ankern. Aber dort fegten heftige Fallböen über den Ankerplatz, weshalb wir uns dann zu einer Nachtansteuerung auf Cairns entschlossen. Mit sehr langsamer Fahrt fuhren wir die betonnte Einfahrt entlang. Die beleuchteten Tonnen sind sehr gut zu sehen, aber immer wieder fegten heftige Böen über das Wasser.

Es dämmerte als wir vor der Marina in Cairns ankamen, die gleich an der Einfahrt der Bucht liegt. Direkt gegenüber ist der Ankerbereich in dem viele Boote vor Anker liegen. Und weil die Marina in Cairns die teuerste ist, die wir bisher auf unserer Fahrt erlebt haben (61,19 AUS$ -etwa 40,-Euro pro Nacht) fuhren auch wir zum Ankern.

Blick vom Ankerplatz auf die Marina

Vor Anker. Mangroven auf dieser Seite der Bucht.

Vor Anker erholten wir uns von der Nachtfahrt und Jochen von seinem Reparatureinsatz. Erst am nächsten Morgen wollten wir per Beiboot in die Marina und von dort in den Ort. Das wollte aber unser Außenborder offensichtlich nicht!! Er versagte den Dienst und ließ sich auch nach längerem Bitten durch Jochens Reparaturbemühungen nicht davon überzeugen zu starten. Also mussten wir doch in die Marina reinfahren. Per Telefon erbaten wir einen Liegeplatz, der auch sofort erteilt wurde und wir schipperten hinein.
Die Marina in Cairns ist ganz anders als von uns erwartet. Alles ist auf den Massentourismus mit Fahrten zum Barrier-Reef ausgelegt und für „normale“ Segler, und vor allem Langfahrer, gibt es praktisch nichts.

Die Marina.
Hinten rechts eines der großen Touristenboote.




Im ganzen Hafenbereich gibt es keinen Chandler, nur einen Laden, der Karten verkauft, das ist alles. Jochen tippte sich die Finger wund, um per Internet und Telefon eine Werkstatt zu finden, die unseren Außenborder reparieren könnte. Derweil kaufte ich Lebensmittel ein, denn wir hofften noch möglichst schnell wieder auf den Ankerplatz fahren zu können. Den reparierten Außenborder hätten wir dann wieder mit einem Tag in der Marina abholen können. Aber es kam alles anders.

Die anfangs angerufenen Werkstätten lehnten alle wegen Arbeitsüberlastung eine Reparatur unseres Außenborders ab. Aber dann fand Jochen doch eine, die den Motor gleich reparieren würde, die aber wollte unbedingt, dass wir selbst den Außenborder dort hinbringen. Leider ist die aber ca.11km entfernt, in dem Vorort Edmonton. Also mussten wir entweder per Taxi oder per Leihwagen dorthin. Bus wäre zu umständlich gewesen, allein schon wegen des Gewichtes, das dann noch weit zu Tragen gewesen wäre. Die ganze Telefoniererei hatte mit ständigem Rückrufen und wieder Warten so lange gedauert, dass wir erst am nächsten Tag losmarschieren konnten, um ein Auto zu mieten. Per Pedes klapperten wir mehrere Autoverleiher ab. Was wir nicht wussten: es ist gerade Ferienzeit und deshalb scheinbar kein Leihwagen zu bekommen, alles ausverkauft. Wir wollten schon aufgeben, aber dann entdeckte Jochen einen Campervan- Verleih. Von denen hatten wir auch einen Van in Neuseeland gemietet, gut und günstig. Fragen kostet ja nichts, dachten wir, und vielleicht hatten sie ja ein etwas kleineres Exemplar für drei Tage. Und tatsächlich hatten sie eins. Das Vehikel war schon etwas älter mit ausgeleiertem Getriebe, Schalten war etwas gewöhnungsbedürftig. Aber immerhin hatten wir einen fahrbaren Untersatz.



Warten vor dem Office bis der Van übergabebereit ist.

Eine halbe Stunde später waren wir schon unterwegs mit dem Außenborder zur Werkstatt. Es war Freitag und wir hofften, dass er spätestens am Montag wieder einsatzfähig wäre. Der Mechaniker versprach, uns noch am selben Tag anzurufen und zu berichten, was kaputt sei und wie lange es dauern würde. Erschöpft an Bord zurück warteten wir. Schon zwei Stunden später klingelte das Telefon: Außenborder kann bis vier Uhr abgeholt werden, alles heil. Wir waren ganz verdutzt, weil es auf einmal so schnell ging. Der Mechaniker führte uns den Motor vor. Ohne Probleme ließ er sich starten und was daran nun kaputt gewesen war konnte der Mann gar nicht genau sagen.



 


Vielleicht war es doch der Kontakt für den Stoppschalter, den Jochen schon vorher mit Sprühmittel bearbeitet hatte. Jedenfalls ist jetzt alles wieder heil und wir fuhren mit unserem Außenborder zurück in die Marina. Bloß haben wir jetzt noch weitere zwei Tage ein Auto.